Ein Mensch wie jeder andere
- Anke Schneider
- 7. Mai
- 1 Min. Lesezeit
„Ich bin die Auferstehung und das Leben". Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“, heißt es im Johannes-Evangelium. Dem Heilsversprechen der Kirche mag nicht jeder Mensch folgen. Ein Papst allerdings schon.

Der Tod von Papst Franziskus lässt Millionen Katholiken trauern und auch Angehörige anderer Konfessionen und Religionen ebenso wie unreligiöse Menschen blicken auf einen Modernisierer zurück, der in vielerlei Hinsicht die Kirche veränderte. Dass auch der Papst am Ende eben doch nur ein Mensch wie jeder andere ist, und sich seiner Endlichkeit stellen muss, passt zum volkstümlichen und bescheiden auftretenden Jorge Bergoglio ganz besonders.
Gebrauchtwagen statt Luxusauto, schwarze Schuhe statt der von seinen Amtsvorgängern bevorzugten karmesinroten Loafer und nicht zuletzt eine Grablege in Santa Maria Maggiore statt im Vatikan: So hob sich Franziskus von seinen Amtsvorgängern ab.
Ganz gleich, wie man als Mensch zu religiösen Fragestellungen steht, hat ein Bischof von Rom als Oberhaupt der nach wie vor weltgrößten Glaubensgemeinschaft viel Einfluss auf Politik und Gesellschaft. Jeder Papst trägt auch jenseits der Grenzen seiner Kirche die Verantwortung, eine moralische Instanz darzustellen. Dieser Verantwortung war sich Franziskus offenkundig sehr bewusst, und so schließt sein letzter Wille mit Worten, die weit über die Kirche hinausweisen: „Das Leid, das ich im letzten Teil meines Lebens erfahren habe, habe ich dem Herrn für den Weltfrieden und die Geschwisterlichkeit unter den Völkern aufgeopfert.“
Wenn im Vatikan schließlich der berühmte weiße Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufsteigt und bekunden wird, dass das Konklave einen neuen Papst gefunden hat, tritt Franziskus‘ Nachfolger in große Fußstapfen – ganz gleich, welche Farbe seine Schuhe auch haben werden.
Bildnachweis: Adobe Stock #1424721505 von TrubiAnna
留言